GVB Privatversicherungen AG
Die GVB Privatversicherungen AG war durch die hohe Zahl an Schadenmeldungen im Berichtsjahr stark gefordert. Dadurch fiel die Gesamtschadensumme auch deutlich höher aus als im Vorjahr. Die Tochtergesellschaft der Gebäudeversicherung Bern schliesst das Jahr erstmals mit einem Verlust ab.
Mit 35 957 Schadenmeldungen – mehr als doppelt so viele wie in einem durchschnittlichen Jahr – war das Berichtsjahr für die GVB Privatversicherungen AG äusserst herausfordernd. Auch die Gesamtschadensumme fällt mit 76,2 Millionen Franken 150 Prozent höher aus als im Vorjahr (2020: CHF 30,4 Mio.). Das hat zur Folge, dass die Combined Ratio mit 149 Prozent ebenfalls hoch ausfällt (2020: 117 %).
Stärker gewachsen als budgetiert sind die Bruttoprämien (von CHF 71,7 Mio. im Jahr 2020 auf CHF 76,3 Mio.). Mit 6 Prozent fiel das Wachstum fast annähernd so hoch aus wie 2020 (7 %) und liegt weiterhin über dem Marktdurchschnitt von 3,9 Prozent. Insgesamt schloss die GVB Privatversicherungen AG das Jahr mit einem Verlust von 6 Millionen Franken ab.
Minimiertes Risiko dank Diversifikation
Mit der Diversifikation ihres Produkteportfolios minimiert die GVB Privatversicherungen AG die Risiken der einzelnen Produkte. Der konsequente Fokus auf Diversifikation lohnt sich: Auch im Berichtsjahr hielt die Tendenz zur besseren Verteilung der Schäden an. Im Jahr 2016 betrug der Prämienanteil der Umgebungsversicherung «GVB Plus» und der Ergänzungsversicherung «GVB Top» zusammen beispielsweise 76 Prozent. 2021 waren es noch 52 Prozent. Grosse Erfolge verzeichneten wir zudem bei der Erdbebenversicherung «GVB Terra»: Ihr Anteil am Produkteportfolio stieg von 2016 bis 2021 von 14 auf 21 Prozent.
Sommerunwetter forderten Organisation
Dass Diversifikation wichtig ist, wurde 2021 offensichtlich. Rund drei Viertel der gemeldeten Schäden gingen aus den Unwettern von Juni, Juli und August hervor. In dieser Zeit übertraf die Anzahl täglicher Schadenmeldungen den Durchschnitt um ein Vielfaches. Auch die Anzahl eingehender Anrufe nahm massiv zu. An einem durchschnittlichen Tag erreichen uns etwa 450 bis 500 Anrufe. Tritt ein Massenereignis ein, können wir die Kapazitäten unseres Kundencenters dank unserer «atmenden» Organisationsstruktur auf das Dreifache erhöhen. Nach dem Unwetter am 28. Juni 2021 verzeichneten wir jedoch teils bis zu 4500 Anrufe pro Tag. Dieses erhöhte Aufkommen überstieg die Kapazitäten unseres Kundencenters aber um ein Vielfaches.
Smarte Abwicklung aller Schäden ab 2022
Über die Plattform «Smart Claims» konnten wir bisher einfachere Schäden smart abwickeln. Im Berichtsjahr haben wir die Voraussetzung dafür geschaffen, dass die smarte Schadenabwicklung ab 2022 für nahezu alle Schäden einsatzbereit ist. Dazu haben wir mit der ISA-App – ISA steht für intelligente Schaden-App – ein neues Tool entwickelt. Dieses erlaubt den Schätzungsexpertinnen und -experten, auch komplexere Fälle direkt vor Ort zu bearbeiten. Überdies können sie Kundinnen und Kunden im Schadenfall noch umfassender betreuen.
Automatisierte Gebäudeschätzungen auf Erfolgskurs
Bis 2020 haben unsere rund 130 Schätzungsexpertinnen und -experten Gebäudeschätzungen ausschliesslich vor Ort durchgeführt. Neu haben wir auch «smarte Schätzungen» mittels Algorithmus vorgenommen. Damit verkürzt sich die Dauer des Schätzungsprozesses von Wochen auf Minuten. Das innovative Tool überzeugt dabei nicht nur unsere Kundinnen und Kunden: Aus 50 Projekten wurde es durch eine Fachjury und mittels Publikumsvoting unter die «Digital Top 3» gewählt. Eine Auszeichnung, die digitale Prozesse und Tools in der Bau- und Immobilienwirtschaft würdigt und von Digital Real Estate by pom+ und Bauen digital Schweiz / buildingSMART Switzerland vergeben wird. Unser Tool durften wir am 1. März am Digital Real Estate Summit in Brugg AG einem interessierten Publikum vorstellen.