Gebäudeversicherung Bern
Die Gebäudeversicherung Bern (GVB) blickt auf ein erfreuliches Geschäftsjahr zurück. Dank einer tiefen Gesamtschadenssumme und guten Anlageergebnissen verzeichnete sie einen konsolidierten Gewinn von 7,2 Millionen Franken. Aufgrund des guten Resultats können Rückstellungen in der Höhe von 40 Millionen Franken für Überschussbeteiligungen gebildet werden.
2020 war ein verhältnismässig schadenarmes Jahr. Mit 71,5 Millionen Franken fiel die Gesamtschadenssumme deutlich tiefer aus als im Vorjahr (CHF 84 Mio.) und im 10-Jahres-Schnitt (CHF 78,6 Mio.). Feuerschäden schlugen mit 26,6 Millionen Franken zu Buche, Elementarschäden mit 44,9 Millionen Franken (Vorjahr: CHF 42 resp. 41,9 Mio.). Schäden in der Höhe von 22,2 Millionen Franken wurden durch die Winterstürme «Lolita», «Petra» und «Sabine» verursacht. Insgesamt wurden uns 31 708 Schäden gemeldet, 15 101 gingen im Zusammenhang mit den Winterstürmen ein. Die Bruttoprämieneinnahmen konnten um 3 Prozent auf 256,4 Millionen Franken gesteigert werden.
Nachdem die Kapitalmärkte im ersten Quartal massiv eingebrochen waren, erholten sie sich im Jahresverlauf. Dank dem Kursaufschwung erwirtschafteten wir per Jahresende ein Kapitalanlagenergebnis von 36,3 Millionen Franken (2019: CHF 83,3 Mio.).
Dank der tiefen Gesamtschadenssumme und dem guten Anlageergebnis können wir einen konsolidierten Gewinn von 7,2 Millionen Franken ausweisen. Aufgrund des guten Geschäftsjahres hat sich der Verwaltungsrat entschieden, Rückstellungen in der Höhe von 40 Millionen Franken für Überschussbeteiligungen zu bilden. Davon werden 35 Millionen Franken den Kunden der GVB auf die Prämienrechnung 2022 gutgeschrieben.
Bauprojekte
Immobilien stellen einen stabilisierenden Faktor in unserem Anlageportefeuille dar. Aktuell zählen wir rund hundert Immobilien zu unseren Wertanlagen. Dazu kommen sieben Projekte, die sich noch im Bau oder in der Planung befinden. Bei allen Gebäuden und insbesondere bei Neubauten stehen Umweltkriterien wie Minergiestandards im Vordergrund. Damit leisten auch die Immobilien einen wichtigen Beitrag zu unserer «Klimastrategie 2020+».
Bei mehreren Bauprojekten erzielten wir im Berichtsjahr beachtliche Fortschritte. Besonders positiv ist der Abschluss der Überbauung «Wylerhof» in Bern. Alle 56 Wohnungen konnten auf den ersten Bezugstag hin vermietet werden. Im Berichtsjahr erhielten wir zudem die langersehnte Baubewilligung für das Neubauprojekt «Läbe im Burgereziel» im ehemaligen Tramdepot Bern. Weit fortgeschritten ist ausserdem die Überbauung «Bärmatte» in Hindelbank. Der Bezug der 60 Wohnungen ist auf den 1. Juni 2021 geplant. Gegen Ende 2020 waren bereits 80 Prozent der Wohnungen verkauft respektive vermietet. Noch in der Planungsphase befindet sich unter anderen Projekten die Arealüberbauung «Zentrum Boll Süd».
Die besten Schäden sind jene, die gar nicht erst entstehen. Aus diesem Grund engagieren wir uns auf verschiedene Arten für den vorbeugenden Brandschutz. Dazu gehören im Berichtsjahr:
Finanzielle Unterstützung
8,4 Millionen Franken investierten wir in Form von Betriebsbeiträgen an die Feuerwehren im Kanton Bern. An der Löschwasserversorgung der Gemeinden beteiligten wir uns mit rund drei Millionen Franken. Mit 157 000 Franken unterstützten wir Firmen, deren Mitarbeitende Löschkurse besuchten. 2020 wurden in 135 Kursen über 6600 Personen im korrekten Umgang mit Kleinlöschgeräten geschult.
Kontrollen und Berichte
Im Berichtsjahr führten wir 722 Brandschutzkontrollen in öffentlichen Gebäuden durch und nahmen 878 technische Brandschutzanlagen und 130 Projekte ab. Aufgrund von COVID-19 kam es zu zahlreichen Terminabsagen und -verschiebungen, was den Planungsaufwand stark erhöhte. Erstmals vollumfänglich einsetzbar war das neue Tool «Fire Protection Inspection». Dadurch verkürzten sich Prozesse durchschnittlich um rund zehn Prozent.
2020 stellten wir 1140 Fachberichte zu Baugesuchen für öffentliche oder personenintensiv genutzte Gebäude aus. Das sind rund neun Prozent mehr als im Vorjahr. Unser Ziel war es, den Baubewilligungs- und Abnahmeprozess nicht zu blockieren. Dass wir trotz diverser Herausforderungen sogar mehr Berichte als im Vorjahr verfasst haben, freut uns sehr.
Kaminfegerwesen
Im Dezember 2019 hat der Grosse Rat des Kantons Bern entschieden, das Kaminfegermonopol aufzuheben. Am 1. Januar 2021 trat die neue Feuerschutz- und Feuerwehrverordnung in Kraft. Der Regierungsrat übertrug uns dabei die Rolle der Konzessions- und Aufsichtsbehörde. Im Berichtsjahr schlossen wir sämtliche Vorbereitungen zusammen mit dem Bernischen Kaminfegermeister-Verband und der Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektion des Kantons Bern ab. Stand heute sind 45 Kaminfegerbetriebe konzessioniert und damit berechtigt, im Kanton Bern Kontrollen und Reinigungen von Feuerungsanlagen durchzuführen.
Planungshilfe
Seit 2015 können sich Bauherren und Planer auf der von der GVB lancierten Webplattform «Heureka» über Brandschutzanforderungen informieren. Diese Hilfe wird gerne in Anspruch genommen: 2020 registrierten wir pro Woche durchschnittlich 2000 Sitzungen.
Im August 2020 lancierten wir mit «HeurekaPlus» den schweizweit ersten interaktiven Assistenten für Brandschutzplanungen. Das geplante Objekt wird zuerst anhand eines Fragenkatalogs beschrieben. Basierend darauf erhält man Empfehlungen, was brandschutzmässig zu beachten ist. Seit dem 1. Januar 2021 kann die Baubewilligungsbehörde den damit erstellten Nachweis in den Gesamtbauentscheid integrieren.
Präventionskampagne
Die im Jahr 2019 lancierte Präventionskampagne «Feuerstopp» führten wir 2020 fort. Ziel der Kampagne ist es, den Bernern die Gefahr von unbeaufsichtigten Kerzen, falsch platzierten Grills oder überhitzten Elektrogeräten näherzubringen. Insgesamt besuchten über 83 000 Personen die Kampagnen-Website www.feuerstopp.ch.
Ende des Berichtsjahrs war ein Rückgang vieler in der Kampagne behandelter Brandursachen zu verzeichnen. Kerzen lösten 2020 nur 55 Brände aus, während es 2019 noch 78 waren. Jene durch Zigaretten und Raucherwaren gingen von 51 auf 37 zurück und jene durch Elektrogeräte von 189 auf 170. Ob diese Rückgänge auf die Kampagne zurückgeführt werden können, lässt sich jedoch schwer beweisen.
Aktion Schutzengel
Das Feuerwehrinspektorat der GVB stellt als Aufsichtsorgan die Einsatzbereitschaft der bernischen Feuerwehren sicher. Dazu gehören Beratung, kantonale und interkantonale Koordination der Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen, Qualitätssicherung sowie Aus- und Weiterbildung.
Einsatz
2020 sind die Berner Feuerwehren insgesamt 7090-mal ausgerückt, was einem leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr entspricht (7115 Einsätze). Zugenommen haben insbesondere Einsätze in den Bereichen Elementar (752 Einsätze, +16,2%), Öl/Benzin (844 Einsätze, +10,9%) und Brand (1122 Einsätze, +7,6%). Gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen sind Tierrettungen (130 Einsätze, -4,3%) und automatische Alarmierungen (1900 Einsätze, -6,0%). Die Anzahl der Brandverletzten hat sich im Vergleich zum Vorjahr beinahe verdoppelt und auch die Anzahl der Brandtoten ist leicht höher als im Vorjahr.
Seit März 2020 gelten für alle Einsätze die vom BAG geforderten Schutzmassnahmen. Werden die Feuerwehren zu Einsätzen in Institutionen mit Risikopatienten wie Altersheimen oder Spitälern angefordert, gelten zusätzliche Schutzbestimmungen.
Aus- und Weiterbildung
Eine professionelle und effiziente Ereignisbewältigung ist nur möglich, wenn die Feuerwehrangehörigen entsprechend ausgebildet sind. Wir bieten jährlich über 250 Kurse für angehende oder bereits ausgebildete Feuerwehrangehörige an. 2020 fanden wegen COVID-19 und der damit einhergehenden Einschränkungen nur 99 der geplanten 250 kantonalen und regionalen Kurse statt. Rund 60 Prozent der Ausbildungen und Kurse mussten abgesagt werden. Da viele dieser Kurse sehr handlungsaktiv sind, liessen sie sich auch nicht virtuell durchführen. Damit notwendige Ausbildungen und Trainings auch unter langfristig erschwerten Bedingungen durchgeführt werden können, entwickelten wir ein umfassendes Schutzkonzept.
Kantonale Aufgaben und Sonderaufgaben
Bestimmte Feuerwehren übernehmen nebst ihrem Kernauftrag zusätzliche Aufgaben. Insgesamt rückten die Sonderstützpunkte im Berichtsjahr 154-mal wegen Personenrettungen bei Unfällen (PbU) aus. 136-mal bei Verkehrsunfällen und 17-mal bei Arbeitsunfällen und anderen Unfällen. Deutlich zurückgegangen sind Sondereinsätze auf Bahnanlagen (7 Einsätze, -61,1%) sowie Öl- und ABC-Wehr-Einsätze (222 respektive 46 Einsätze, -9,7% respektive -6,1%).
Löschwasserversorgung
Um Brände löschen zu können, sind Feuerwehren darauf angewiesen, dass überall und jederzeit genügend Wasser mit ausreichendem Druck zur Verfügung steht. Im Berichtsjahr hat die GVB zusammen mit dem geowissenschaftlichen Büro geo7 ein Tool entwickelt, welches pro Gebäude die Löschwassersituation grafisch darstellen kann. Dank diesem Hilfsmittel kann die Versorgung einzelner Objekte oder ganzer Gemeinden analysiert und verbessert werden. Diese Lösung ist bisher einzigartig in der Schweiz.
Aufsicht und Beratung
Damit sich die Feuerwehren auf ihren Kernauftrag konzentrieren können, ist es unser Ziel, den administrativen Aufwand für die Feuerwehrorganisationen so gering wie möglich zu halten. Dank dem elektronischen Einsatzbericht und dem Pikettdienst werden Prozesse vereinfacht und Administratives minimiert.
Fachtechnik
Zusammen mit dem technologischen Fortschritt entwickelt sich auch die Fachtechnik für Feuerwehren. Damit die bernischen Feuerwehren technisch jederzeit optimal ausgerüstet sind, prüfen wir regelmässig technische Neuerungen und nehmen Verbesserungen vor. Im Berichtsjahr haben wir wesentliche Lücken im digitalen Funksystem POLYCOM geschlossen, indem vereinzelte Feuerwehren mit zusätzlichen Geräten ausgerüstet wurden.
Organisation
120 nebenamtliche Feuerwehrinstruktoren sowie 14 Kreisfeuerwehrinspektoren unterstützen das Feuerwehrinspektorat. Per 1. Januar 2021 ernannte die GVB folgende drei Feuerwehroffiziere zu Kreisfeuerwehrinspektoren:
- Major Reto Ammann aus Moosseedorf für den Kreis Bern-Mittelland Nord
- Major Laurent Gigandet aus Hermrigen für den Kreis Seeland Nord
- Major Christian Aeschbacher aus Zuzwil für den Kreis Emmental Nord