Gebäudeversicherung Bern
Die Gebäudeversicherung Bern (GVB) blickt auf ein intensives Geschäftsjahr zurück. Insbesondere die Sommerunwetter haben zur überdurchschnittlich hohen Gesamtschadensumme von 236,2 Millionen Franken geführt. Dass wir das Jahr auf Gruppenstufe dennoch mit einem Gewinn von 5,2 Millionen Franken abschliessen, ist den erfreulichen Entwicklungen an den Kapitalmärkten zu verdanken.
2021 war ein sehr schadenintensives Jahr: Mit 236,2 Millionen Franken verzeichnen wir eine deutlich höhere Gesamtschadensumme als im Vorjahr (CHF 71,5 Mio.). Überdurchschnittlich hoch fiel dabei mit 184,9 Millionen Franken der Anteil der Elementarschäden aus. Zum Vergleich: In den vergangenen zehn Jahren schlugen Elementarereignisse durchschnittlich mit rund 56 Millionen Franken zu Buche. Den höchsten Anteil, 60 Prozent an der Gesamtschadensumme und 76 Prozent an den Elementarschäden, haben die Sommerunwetter verursacht. Dank den präventiven Vorkehrungen nach den Hochwasserereignissen in den Jahren 2005 und 2007 fielen die Wasserschäden dennoch weniger hoch aus als befürchtet: Einer Schätzung zufolge verhinderten die zahlreichen baulichen und organisatorischen Massnahmen Schäden von rund 35 Millionen Franken.
Auch die Feuerschäden fallen mit 51,3 Millionen Franken höher aus als im Vorjahr (CHF 26,6 Mio.). Dies unter anderem aufgrund des Grossbrands im Dorfkern von Zweisimmen, der mit einer geschätzten Schadensumme von rund 7 Millionen Franken zu den grössten Bränden in unseren Aufzeichnungen gehört.
Dass wir das Geschäftsjahr auf Gruppenstufe dennoch mit einem Plus abschliessen, verdanken wir den erfreulichen Entwicklungen an den Kapitalmärkten. Per Jahresende verzeichnen wir ein konsolidiertes Kapitalanlagenergebnis von 99,0 Millionen Franken (2020: CHF 36,3 Mio.) und einen konsolidierten Gewinn von 5,2 Millionen Franken (2020: CHF 7,2 Mio.).
Aufgrund des positiven Geschäftsresultats können Rückstellungen für Überschussbeteiligungen in der Höhe von 30 Millionen Franken gebildet werden. Diese werden den Kundinnen und Kunden der GVB auf die Prämienrechnung 2023 gutgeschrieben.
Engagement in der Elementarschadenprävention verstärkt
Über unsere Abteilung «Schutz vor Naturgefahren» beraten und unterstützen wir Hauseigentümerinnen und -eigentümer bei allen Fragen rund um die Elementarschadenprävention. Weil uns Elementarschäden aufgrund des Klimawandels künftig vermehrt beschäftigen, haben wir uns im Frühling entschieden, unser Engagement in der Elementarschadenprävention zu verstärken. Wie die Sommerunwetter bewiesen haben, lagen wir mit diesem Entscheid richtig.
Ökosystem Gebäude nimmt Fahrt auf
Wir verstehen uns als Teil des Ökosystems Gebäude. Im Rahmen von Partnerschaften mit anderen Unternehmen streben wir danach, für unsere Kundinnen und Kunden Mehrwehrte zu schaffen. Im Berichtsjahr ist uns diesbezüglich ein grosser Schritt gelungen: in Form einer Kooperation mit der Berner Kantonalbank (BEKB) und Energie Wasser Bern (ewb). Seit Dezember steht Hauseigentümerinnen und -eigentümern mit «myky» eine gemeinsame Plattform zur Verfügung (myky.ch). Diese wird in den kommenden Monaten ausgebaut. Ziel ist es, dass man dereinst auf «myky» bei allen Fragen rund ums Eigenheim kompetente Unterstützung findet.
Gründung der SOE Schadenorganisation Erdbeben
Im Juni 2021 haben verschiedene Kantone, Privatversicherungen und die kantonalen Gebäudeversicherungen die SOE Schadenorganisation Erdbeben gegründet. Neben Strommangellagen und Pandemien gehören Erdbeben zu den grössten Risiken für die Schweiz. Die SOE stellt sicher, dass Schäden in einem Erdbebenereignis effizient beurteilt und abgewickelt sowie der Wiederaufbau baldmöglichst an die Hand genommen wird. Vertreten in der SOE sind auch die GVB und die GVB Privatversicherungen AG. Den operativen Betrieb nimmt die Organisation im Jahr 2023 auf.
Immobilien stellen einen stabilisierenden Faktor in unserem Anlageportefeuille dar. Aktuell zählen wir rund hundert Immobilien zu unseren Wertanlagen. Dazu kommen drei Projekte, die sich im Bau oder in Planung befinden. Bei allen Gebäuden und insbesondere bei Neubauten stehen Umweltkriterien wie Minergiestandards im Vordergrund. Damit leisten auch unsere Immobilien einen wichtigen Beitrag zu unserer «Klimastrategie 2020+».
Zwei Projekte erfolgreich abgeschlossen
Im Berichtsjahr haben wir zwei grössere Projekte erfolgreich und termingerecht abgeschlossen: zum einen die Wohnsiedlung «Bärmatte» in Hindelbank und zum anderen «Wyler39» in der Stadt Bern. Bei beiden Projekten haben wir eine erfreuliche Nachfrage verzeichnet. So sind sowohl alle 22 Eigentums- und 38 Mietwohnungen der «Bärmatte» als auch alle 28 Mietwohnungen im «Wyler39» auf den jeweils ersten Bezugstermin vermietet resp. verkauft.
Bauprojekte in Umsetzung verlaufen nach Plan
Mit unserem bisher grössten Bauprojekt, «Läbe im Burgereziel», das wir mit der Wohnbaugenossenschaft WBG8 realisieren, befinden wir uns in der Umsetzung. 2021 wurde der Rohbau auf dem Areal des ehemaligen Tramdepots Bern fertiggestellt. Ab 2022 folgt der Innenausbau der 67 Mietwohnungen. Trotz seiner hohen Komplexität ist das Projekt weiterhin auf Kurs. So schliessen wir es voraussichtlich termingerecht im Herbst 2022 ab. Aufgrund der erstklassigen Lage mitten in der Stadt Bern waren sämtliche Wohnungen kurze Zeit nach dem Start der Vermarktung im November vermietet.
Gut im Zeitplan sind wir auch mit dem Projekt «Wohnen am Puls» in Zollikofen. Im Sommer 2021 ist der Spatenstich erfolgt. Im ehemaligen Pflegeheim entstehen 88 Mietwohnungen. Deren Bezug ist auf Frühling 2023 geplant.
Baubewilligung für «Kern Boll Süd»
Noch in der Planungsphase befinden wir uns mit dem Projekt «Kern Boll Süd». Das Siegerprojekt aus einem städtebaulichen Wettbewerb bildet das neue Zentrum der Gemeinde Boll. Vorgesehen sind sechs Gebäude mit 29 Eigentums-und 61 Mietwohnungen. Die Baubewilligung haben wir Ende Januar 2022 erhalten. Der Baustart ist für Sommer 2022 geplant.
Die besten Schäden sind jene, die gar nicht erst entstehen. Aus diesem Grund engagieren wir uns auf verschiedene Arten für den vorbeugenden Brandschutz. Dazu gehören im Berichtsjahr:
Finanzielle Unterstützung
Rund 8,4 Millionen Franken investierten wir in Form von Betriebsbeiträgen an die Feuerwehren im Kanton Bern (2020: CHF 8,4 Mio.). An der Löschwasserversorgung der Gemeinden beteiligten wir uns mit 2,5 Millionen Franken (2020: CHF 3 Mio.). Mit 249 000 Franken unterstützten wir zudem Firmen, deren Mitarbeitende Löschkurse besuchten (2020: CHF 157 000): So schulten wir in rund 450 Kursen knapp 8500 Personen im korrekten Umgang mit Kleinlöschgeräten.
Kontrollen und Berichte
Im Berichtsjahr führten wir 726 Brandschutzkontrollen in öffentlichen Gebäuden durch sowie 841 Abnahmen und Projektprüfungen von technischen Brandschutzanlagen. Insgesamt verzeichneten wir damit im Berichtsjahr 1567 Kontrollen, Prüfungen und Abnahmen – ähnlich viele wie im Vorjahr. Im Jahr 2021 stellten wir zudem 1350 Fachberichte zu Baugesuchen für öffentliche oder personenintensiv genutzte Gebäude aus – rund 8 Prozent mehr als im Vorjahr.
Kaminfegerwesen
Per 1. Januar 2021 trat die neue Feuerschutz- und Feuerwehrverordnung in Kraft. Der Regierungsrat übertrug uns dabei die Rolle der Konzessions- und Aufsichtsbehörde. Zu Beginn des Jahres waren 45 Kaminfegerbetriebe konzessioniert. Die Erfahrungen im Zusammenhang mit der Auflösung des Kaminfegermonopols sind positiv. Per Ende des Berichtsjahres gab es im Kanton Bern neu 50 konzessionierte Betriebe, darunter 13 Neugründungen.
Planungshilfen
Seit 2015 steht die Informationsplattform für Brandschutzanforderungen «Heureka» zur Verfügung. 2021 verzeichneten wir wöchentlich durchschnittlich 2240 Sitzungen, was einer erfreulichen Zunahme von 12 Prozent entspricht (2020: 1970). Ende 2020 lancierten wir mit «HeurekaPlus» zudem den schweizweit ersten interaktiven Assistenten für Brandschutzplanungen. Auch dies mit Erfolg: Seit dem Launch wurden bereits 240 Bauprojekte mit der Plattform bearbeitet.
Präventionskampagne
Im Berichtsjahr haben wir die laufende Präventionskampagne «Feuerstopp» weitergeführt. Insgesamt haben über 150 000 Personen die Website feuerstopp.ch besucht – was einer Zunahme von 15 Prozent entspricht (2020: 83 000). Den Fokus haben wir im Berichtsjahr auf das Thema «innerer Blitzschutz» gelegt: So unterstützen wir neu die Installation eines Überspannungsableiters mit 250 Franken.
Segura360
Aktion Schutzengel
Im Rahmen der «Aktion Schutzengel» verschickten wir im Berichtsjahr rund 3500 Rauchwarnmelder an die Eltern Neugeborener. Inzwischen beteiligen sich rund 200 Gemeinden im Kanton Bern an der von uns initiierten Aktion: 100 davon konnten wir 2021 neu dazu gewinnen. Gemeinsam mit unserem Vertriebs- und Logistikpartner haben wir zudem unseren Onlinebestellprozess vereinfacht.
Building Information Modeling
Im Berichtsjahr gründeten wir gemeinsam mit Partnern die Interessengemeinschaft BIM & Brandschutz. BIM steht für Building Information Modeling – ein Prozess, der Bauplanungen mit 3-D-Modellen unterstützt. Die Interessengemeinschaft besteht aus dem Architekturbüro Itten + Brechbühl AG, dem Brandschutz-Ingenieurbüro Hautle Anderegg + Partner AG, dem Holzbau-Ingenieurbüro PIRMIN JUNG Schweiz AG und der GVB. Ihr Ziel: das BIM-Planungstool mit Brandschutzrichtlinien zu hinterlegen. So prüft das Tool künftig automatisch, ob ein Bauprojekt die Brandschutzrichtlinien erfüllt. Die Interessengemeinschaft hat damit begonnen, gemeinsam die entsprechenden Standards zu definieren.
Als fachliches und strategisches Aufsichtsorgan garantiert das Feuerwehrinspektorat der GVB die Einsatzbereitschaft der Berner Feuerwehren.
Einsatz
Die Sommerunwetter machen sich auch in der Einsatzstatistik der Berner Feuerwehren bemerkbar: In nur zwei Monaten leisteten sie drei Viertel der durchschnittlichen Jahreseinsätze. Die Zahl der Einsätze im Bereich Elementarschäden hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht (von 752 auf 2240 Einsätze). Insgesamt sind die 146 Miliz- und 2 Berufsfeuerwehren im Berichtsjahr 10 200-mal ausgerückt (+ 43 %). Besonders gefordert hat die Feuerwehren der Grossbrand im Dorfzentrum von Zweisimmen. Die Löscharbeiten dauerten mehrere Stunden, im Einsatz waren 90 Feuerwehrleute aus 6 Feuerwehren. Der Brand gehört mit einer Schadensumme von rund 7 Millionen Franken zu den grössten Bränden in unseren Aufzeichnungen.
Kantonale Aufgaben und Sonderaufgaben
Neben ihrem gesetzlichen Kernauftrag übernehmen einzelne Feuerwehren weitere Aufgaben. Besonders oft mussten die Sonderstützpunkte im Berichtsjahr wegen Grosstierrettungen ausrücken (von 21 auf 40 Einsätze). Spektakulär war die erfolgreiche Luftrettung eines Rindes.
Aus- und Weiterbildung
Mit einem modularen Ausbildungsangebot ermöglichen wir den Feuerwehrangehörigen eine vielseitige Aus- und Weiterbildung. Nach den Kursausfällen 2020 fanden im Berichtsjahr wieder alle Kurse statt. Insgesamt wurden 2307 Teilnehmende verzeichnet. Das sind deutlich mehr als im vorangegangenen Jahr (2020: 1027). Auch die durchschnittliche Kursauslastung fiel mit 89,6 Prozent höher aus als 2020. Folglich sind im Vergleich auch die Kosten für die Ausbildung um 500 000 Franken auf 3,1 Millionen Franken angestiegen.
Löschwasserversorgung
Im Berichtsjahr haben wir uns mit insgesamt 2,8 Millionen Franken an den Kosten für die Löschwasserversorgung der Gemeinden beteiligt. 2,3 Millionen Franken gingen an neue Löschwasseranlagen. 300 000 Franken an Reservoire und netzunabhängige Löscheinrichtungen, die vor allem in abgelegenen ländlichen Gebieten gebraucht werden. Rund 200 000 Franken gingen an Ingenieurleistungen, an das Amt für Wasser und Abfall sowie RESEAU, das Informationssystem für die Wasserversorgung im Kanton Bern.
Aufsicht und Beratung
Wir beraten Feuerwehren sowie Gemeinden und optimieren administrative Prozesse. Die digitale Transformation war im Berichtsjahr ein wichtiges Thema. 2021 haben erstmals alle Feuerwehren den digitalen Einsatzbericht einheitlich genutzt. Dieser spart Zeit und Aufwand dank automatisch übernommenen Alarmierungsdaten und standardisierten Vorlagen.
Das Projekt «myFeuerwehr» erreichte mit dem ersten internen Roll-out zudem einen grossen Meilenstein. Die neue Informationsplattform verbindet das gesamte Ökosystem Feuerwehr. Feuerwehrorganisationen, Gemeinden und andere Beteiligte können dank aktuellen und einheitlichen Informationen schneller und effizienter miteinander kommunizieren.
Fachtechnik
Wir sorgen dafür, dass Feuerwehren technisch auf dem neusten Stand sind. Dazu gehört die Digitalisierung ebenso wie andere Innovationen. Im Berichtsjahr sind unter anderem alternativ betriebene Fahrzeuge im Fokus gestanden: Die Vorstudie dazu ist abgeschlossen, ein Pilotprojekt steht in den Startlöchern. Auch andere Umweltthemen sind wichtig. So hat eine Arbeitsgruppe der Feuerwehrkoordination Schweiz unter unserer Beteiligung neue Regeln und Leitlinien zum verantwortungsvollen Umgang mit AFFF-Feuerlöschschäumen entwickelt. Wir unterstützen die Feuerwehren mit Fachwissen, damit sie diese neuen Vorgaben umsetzen können.
In einem Pilotprojekt haben zudem die Feuerwehrinspektorate der Kantone Bern, Solothurn, Basel-Stadt und Basel-Landschaft untersucht, ob der Kontakt mit Brandprodukten – zum Beispiel mit Rauch, Russ oder Schadstoffen – während der Realbrandausbildung Teilnehmende gesundheitlich gefährdet. Die Untersuchungen zeigen, dass bei korrekter Einsatzhygiene keine besorgniserregenden Belastungen vorhanden sind.